Statistik

Choosing Wisely und Smarter Medicine wollen eine Rationierung medizinischer Leistungen, indem behauptet wird, weniger Medizin sei besser für die Gesundheit. Die Grundlage hierfür sind die hohen Kosten des Gesundheitswesens und nicht etwa Belege dafür.

Die Medizin arbeitet naturgemäss immer a priori, das Resultat lässt sich a posteriori beurteilen. Die a priori Einschätzung entspricht somit immer einer Einschätzung betreffend die Wahrscheinlichkeit, dass die a priori Erwartung sich a posterior bewahrheitet.

Dies lässt sich beispielsweise an einem medizinischen Test (es könnte auch eine medizinische Behandlung sein) exemplifizieren. Der Arzt vermutet eine Diagnose aufgrund der Beschwerden, z.B. typische Symptome für eine koronare Herzkrankheit bei einer 40 jährigen Frau. Die Vortest-Wahrscheinlichkeit aufgrund von Alter, Geschlecht, Beschwerden und Risikofaktoren liegt hier bei typischen Herzsymptomen bei 10% für eine Einengung der Herzkranzgefässe.

Choosing Wisely bedeutet nun in diesem Kontext, keine weiteren Abklärungen durchzuführen, da in 90% ohnehin nichts gefunden wird und die Kosten für weitere Abklärungen  rasch  5’000 bis 8’000 Franken  betragen können.

Die Verweigerung weiterführender Diagnostik führt demnach hier dazu, dass 10% der Diagnosen verpasst werden. Hochgerechnet auf die Diagnosen insgesamt eine horrende Vorstellung.

Bei verpasster Diagnose wird diese Patientin einen Herzinfarkt erleiden, mitunter mit fatalen Folgen. Ein exzellentes Gesundheitswesen kann solche Gefahren eliminieren und frühzeitig solche Gefahren abwenden. Die smarter medicine Bewegung foutiert sich darum. Sie wartet erstmal ab, insbesondere dann, wenn der Arzt noch unter dem Druck einer Capitation – also ein Globalbudget – steht.

In der Schweiz sind 5 Millionen Bürger in solchen Modellen versichert. Bisher hat sich niemand dafür interessiert, was die Folgen verpasster Diagnosen in diesen Modellen  bedeuten,  für die Patientensicherheit, für die Vermeidung unnötiger Folgekosten und für die indirekten Kosten.